IQNA

Journalist:

Taliban Versprechen nicht erfüllt, braucht drei Schritte, um international anerkannt zu werden

8:41 - September 03, 2022
Nachrichten-ID: 3006795
Teheran (IQNA)- Ein Journalist, der die Erfahrung hatte, nach Afghanistan geschickt worden zu sein, sagte, dass es der Taliban bisher nicht gelungen sei, den Versprechen gerecht zu werden und dass es drei größere Schritte gäbe, welche die Gruppe unternehmen müsste, um von der Internationalen Gemeinschaft anerkannt zu werden.

Es ist schon mehr als ein Jahr her, dass die Taliban zurück an die Regierung in Afghaistan gekommen ist, und jetzt hat das Land mit großen Herausforderungen zu tun, vor allem mit der humanitären Krise, welche das Leben von Millionen Afghanen bedroht.

Um mehr über diese Situation zu diskutieren, hat IQNA mit Syed Zafar Mehdi, einem in Teheran basiertem Journalisten, Blogger, Kommentator und Schriftsteller gesprochen. Er hat seit über zwölf Jahren über Indien, Afghanistan, Pakistan, Kaschmir und den Iran für führende Verlage weltweit berichtet.

 

Die Geschichte enthüllt, warum die Internationale Gemeinschaft die Taliban nicht erkannt hat

Als Syed Zafar Mehdi über den Grund, warum die Taliban seit ihrer Machtergreifung in Afghanistan im August 2021 international nicht anerkannt worden war, gefragt wurde, antwortete er, dass die Antwort in der Geschichte läge.

„Als die Gruppe in den später 1990-er Jahren in Afghanistan regierte, war sie dafür berüchtigt gewesen, die schlimmsten Menschenrechtsmissbräuche zu begehen. Für Frauen hatte es damals strenge Einschränkungen gegeben, und die Regierung war ausschließlich Paschtun.“

Mehdi fügte hinzu, dass die Taliban versprochen hätte, sich zu ändern, aber bis jetzt war es ihr nicht gelungen, Wort zu halten.

Nach dem Journalisten sollte die Taliban drei Dinge erledigen, um internationale Legitimität zu erreichen: 1. Bildung einer inklusiven Regierung, die alle ethnischen Gruppen repräsentiert, 2. Frauen Macht geben, 3. Sich an die Gesetzgebung halten

 

Taliban steht vielen Herausforderungen gegenüber

Dem Journalisten zufolge trifft die Taliban im Moment auf verschiedene Herausforderungen. Er sagte, dass die Verschlechterung der humanitären Krise die größte Herausforderung sei, die es der Taliban extrem schwer mache, dieses Land zu regieren.

Die zunehmende Zahl der Terrorattacken mit der Wiederbelebung der Terroristengruppe IS, der Widerstand in der Provinz Pandschschir und das Aufhalten der Auswanderung Gebildeter gehören zu den Herausforderungen der Taliban, fügte er hinzu.

 

Code
 

Angriffe auf Hazara-Schiiten nicht neu

Als Mehdi über den Willen und die Kapazität der Taliban,  ethische Minderheiten, vor allem Hazara-Schiiten, vor Attacken des IS zu schützen, bemerkte Mehdi, dass diese Minderheitsgruppe schon immer in der Geschichte ein Ziel von Angriffen gewesen sei.

Hazara-Schiiten seien schon immer von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in Afghanistan verfolgt worden, sagte er und wies auf den berüchtigten Genozid des Paschtunherrschers Abdur Rahman Chans an der ethischen Minderheit in den 1890-er Jahren hin. Diese kaltblütige Grausamkeit war sowohl von anderen Paschtunherrschern als auch Terroristengruppen, die sich in diesem Gebiet wie Pilze verbreiteten, übernommen worden.

Die Terroristengruppe IS hat auch 2014 angefangen, auf diese Minderheitsgruppe zu zielen. Als mögliche Gründe für die Angriffe gelten zum Beispiel Rache für ihre Niederlage in Syrien durch die Wiederstandsachse, welche die von der Hazara geführte Fatemiyoun-Brigade einschließt, und auch das Schütten von Öl in die Flamme des Sektarianismus in Afghanistan.

Der Umgang der Taliban mit den Hazara-Schiiten hat sich definitiv geändert, weil die Taliban sowohl zuhause als auch im Ausland politische Legitimität sucht. Zudem kann die Formierung einer inklusiven Regierung ein guter Anfang sein, sich gegen den IS zu wehren und den Weg für Frieden und Stabilität im Land zu ebnen.

 

Code

Internationale Gemeinschaft sollte auf USA Druck ausüben, um Afghanistan zu helfen

Mehdi wies auf die Notwendigkeit hin, Washington für die Schäden, die sie während der letzten Dekaden Afghanistan zugefügt hatten, verantwortlich zu machen.

Er sagte, wobei er bemerkte, dass vielen Afghanen ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten könnten und das Banksystem nicht funktionieren würde: „Ein Jahr nach dem unverantwortlichen Rückzug der USA aus Afghanistan kämpft die Taliban noch immer mit einer rapid ansteigenden humanitären Krise, behindernten Sanktionen der USA und einer Knappheit an Staatspapieren.

„Die schlimmste humanitäre Krise der modernen Geschichte entfaltet sich genau jetzt. Sie ist sogar noch schlimmer als das, was wir in Syrien und im Jemen gesehen haben.“

Viele Afghanen schreiben diesen Umstand dem Einfrieren ihrer Vermögen durch die USA zu, bemerkte Mehdi und fügte hinzu, dass die Sanktionen von den USA auch das Banksystem des Landes zerstört und internationale Hilfswerke vom Versorgen der Afghanen mit Hilfsgütern abgehalten hätten.

„Die Amerikaner waren in dieses Land eingefallen, hatten es zwanzig Jahre lang besetzt, unterjochten sich das Land wirtschaftlich und verließen es auf eine unverantwortliche Weise und in einem schlechten Zustand, und jetzt setzten sie das Töten der Afghanen fort, indem sie ihr Vermögen einfrieren.“, klagte er.

Nach Syed Zafar Mehdi gehört es zu der Verantwortung der Internationalen Gemeinschaft, dass sie in Hinblick auf Afghanistan Druck auf die USA und ihre Verbündeten ausüben, um das Geld, welches dem afghanischen Volk gehört, freizusetzen und der Taliban zu helfen, den armen Menschen in Afghanistan, die vierzig Jahre lang gelitten hatten, das Leben leichter zu machen.

 

Das Interview führte Mohammad Ali Haqshenas.

 

Code
 

3480289

captcha